Johann Friedrich Jencke, Lehrerstudent am Fetscherschen Lehrerinstitut, unterrichtete den gehörlosen Schüler Moritz Großmann täglich zwei Stunden.
Die erste Schule für Hörgeschädigte wurde im Haus der „Alten Windmühle“, Freiberger Straße 25, eingerichtet. Johann Friedrich Jencke unterrichtete dort nun als junger Lehrer 14 gehörlose Schüler, damals Taubstumme genannt. Aber die Anstalt war zu klein.
Deshalb wurde in der Chemnitzer Straße 2 eine neue Schule – eine sogenannte Taubstummenanstalt – gebaut, die nach nur einjähriger Bauzeit fertig gestellt werden konnte. Gehörlose erhielten auch eine Berufsausbildung in den Berufen Tischler und Schuhmacher.
Johann Friedrich Jencke gründete mit seiner Frau ein „Asyl für erwachsene, allein stehende, taubstumme Mädchen“. Frau Jencke hatte darin die Aufgaben einer Erzieherin und Mutter. Dieses Asyl gab es bis zur Zerstörung durch den Bombenangriff am 13. Februar 1945.
Der erste Kindergarten für gehörlose Kinder in Deutschland wurde in Dresden, Chemnitzer Straße 89, eröffnet. Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren besuchten ihn.
Johann Friedrich Jencke ging nach über 60jähriger Berufstätigkeit als Lehrer für Taubstumme und Direktor der Taubstummenanstalt in Rente.
Die Lehrer der Taubstummenanstalt gründeten den „Turnverein der Dresdner Taubstummen“ als Sportverein für Gehörlose. An der Taubstummenanstalt wurde eine „Fortbildungsschule“ mit zwei Klassen für erwachsene Taubstumme eröffnet, die sich dort für verschiedene Berufe qualifizieren konnten. Um die Jahrhundertwende entstanden erstmals Sonderklassen für Schwerhörige.
Schwerhörige und gehörlose Schüler wurden in getrennten Klassen unterrichtet. Für Schwerhörige wurde eine Abteilung mit fünf Schwerhörigenklassen innerhalb der Taubstummenanstalt gebildet.
Am 1. Januar 1915 zog diese Abteilung mit nunmehr sechs Klassen, 67 Schülern und sieben Lehrern, in das Gebäude auf der Chemnitzer Straße 4. Die Schule für Schwerhörige entstand.
Am 1. April 1919 wurde die Schwerhörigenschule auch verwaltungsmäßig selbständig. 1929 Die Schwerhörigenschule musste umgebaut und erweitert werden, denn es gab nun 222 Schüler, die in 21 Klassen unterrichtet wurden. Sie war Sonderschule für Gesamtsachsen. Nur in Leipzig gab es einige Schwerhörigenklassen an der Taubstummenanstalt.
Die hörgeschädigten Schüler wurden durch die Kinderlandverschickung während des 2. Weltkrieges in der Umgebung Dresdens untergebracht. Am 13. Februar 1945 wurden die Gebäude der Schwerhörigenschule und der Taubstummenanstalt während des Bombenangriffs zerstört. Am 1. Oktober 1945 begann der Unterricht wieder. Schwerhörige und Gehörlose wurden zunächst gemeinsam in dem Gebäude der Kreuzschule auf der Eisenacher Straße unterrichtet. Es gab noch einige Außenstellen auf der Dornblüthstraße in Dresden, auf der Waldstraße in Radebeul, in Schellerau und in Röthenbach.
In Dresden gab es jetzt eine Berufsschule und ein Internat für gehörlose Lehrlinge. Hörgeschädigte konnten hier die Berufe Feinmechaniker, Mechaniker und Werkzeugmacher im VEB Pentacon und im VEB Schreibmaschinenwerke erlernen. Außerdem war für sie die Ausbildung zum Zahntechniker, Laborant oder Elektromonteur möglich. Im gleichen Jahr wurde auch der Kindergarten für Hörgeschädigte auf der Hohen Straße 58 wieder eröffnet.
Am 1. September 1955 erhielt die Schwerhörigenschule ihre Selbständigkeit zurück.
Das Schulgebäude der Schwerhörigenschule wurde erweitert, so dass alle Schüler auf der Fischhausstraße unterrichtet werden konnten.
In Görlitz nahm die erste „Sonderpädagogische Beratungsstelle für Hörgeschädigte“ ihre Arbeit auf. Die Schwerhörigenschule konnte erstmalig eine zehnte Klasse entlassen.
Im Kindergarten wurden die Daktylzeichen gelehrt. Gehörlose Kinder wurden nun schon ab dem dritten Lebensjahr aufgenommen. Darauf folgten Unterrichtsversuche mittels Daktylzeichen. Am 1. September 1964 entstand in Dresden die erste Berufsschulklasse für Schwerhörige aus der gesamten DDR.
Am 23. Oktober 1970 bekam die Schwerhörigenschule den Namen „Kurt Heinicke“ verliehen. Sie nannte sich nun “Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule für Schwerhörige Kurt Heinicke“.
Hinter dem Internat der Gehörlosenschule auf der Maxim-Gorki-Straße wurde eine neue Schule errichtet, das heutige Haus B.
Die Schwerhörigenschule auf der Fischhausstraße wurde mit einem Schulneubau vom Typ Dresden erweitert. Am 2. September 1974 erfolgte die Eröffnung dieses neuen Schulhauses. Die offizielle Übergabe fand am 5. Oktober statt. Danach zog die Vorschule in das 1962 erbaute Schulgebäude ein.
Im Januar 1983 erhielt eine Klasse in der Schwerhörigenschule eine neue Klassenhöranlage Phonik EAR. 1984 bekamen fünf weitere Klassen diese Anlagen. Der Wert einer Anlage betrug 60 000,00 Mark.
Die Beratungsstelle für Früherziehung und Frühförderung hörgeschädigter Kinder begann ihre Arbeit. Mit der Eröffnung des Kindergartenneubaus wurden die ersten staatlichen Taubblindengruppen der DDR eröffnet. In der DDR war das damals ein absolutes Novum. Daraus entwickelte sich nach der Wende der Schulteil für Mehrfachbehinderte.
Der gesellschaftliche Umbruch der Wende 1989/90 ging auch an den Schulen für Hörgeschädigte nicht spurlos vorüber. Im Januar 1990 wurden neue Schulleitungen gewählt, es folgten weitere.
Nach der „Wende“ wurde das Internat für Gehörlose auf der Maxim-Gorki-Straße umfassend saniert. Ein Schulteil für mehrfach behinderte gehörlose Kinder und Jugendliche wurde im gleichen Jahr eröffnet.
Erstmalig gab es eine Klasse für lernbehinderte schwerhörige Schüler an der Schwerhörigenschule.
Die Gehörlosenschule, die Schwerhörigenschule, die Heime und Kindergärten wurden als verwaltungstechnisch-juristische und pädagogische Einrichtungen voneinander getrennt. Die Gehörlosenschule erhielt den Namen „Johann-Friedrich- Jencke“.
Zunehmend widmeten sich Kollegen beider Schulen den Aufgaben, welche die Früherziehung und Integration hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher betreffen.
Die Zusammenlegung der Schule für Schwerhörige und der Schule für Gehörlose erfolgte im August 1999. Die Schüler und Lehrer der Schwerhörigen- und Gehörlosenschule zogen zusammen in die Gebäude der umgebauten ehemaligen Gehörlosen- und Sprachheilschule ein. Die gemeinsame Schule bekam den Namen: Förderzentrum für Hörgeschädigte „Johann – Friedrich – Jencke“.
In die 41. und in die 43. Grundschule Dresden wurden Klassen mit
Schülern der 1. bis 4. Klassen unserer Schule als Kooperationklassen
eingegliedert. Die Kooperation mit der
41. GS startete bereits mit dem Schuljahr 1997/98 und endete mit dem Schuljahr
2020/21. Bereits im Schlujahr
2018/19 endete die Kooperation mit der
43. GS die zuvor im Schuljahr 2003/04 ins Leben gerufen wurde.
Auf dem ehemaligen Schulgelände entstand ein Bildungscampus. Es wurden ein
städtischer Kindergarten, Einrichtungen des Berufsschulzentrums für
Gesundheit und Soziales mit großer Sporthalle und ein christliches
Begegnungszentrum gebaut. In unmittelbarer Nachbarschaft der Schulhäuser B und C steht jetzt die neu auf dem Campus eröffnete 147. Grundschule. Die Kooperation mit dieser Schule begann mit dem Schuljahr 2019/20 und
die Unterrichtung zweier Klassen des FÖZ erfolgt in Räumen der 147. GS.
Die Brücke, einst Verbindung zwischen Wohnheim
und Schule sowie das ehemalige Haus der Ganztagesbetreuunge, wurden abgerissen.
im Schuljahr 2019/20 erreichte auch das FÖZ die Corona-Pandemie. Es gab einschneidende Maßnahmen: ab März 2020 - mit
Schulschließung, Homeschooling, online-Lernen über LernSax,
eingeschränktem Regelbetrieb, regelmäßigen Selbsttestungen der
Schülerinnen und Schüler sowie aller Mitarbeiter, mit dem verpflichtenden
Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in bestimmten Bereichen der Schule (nicht
im Unterricht) mit der jeweiligen Coronasituation angemessenen
Hygienekonzepten der Schule, mit zeitweisem Aussetzen der
Schulbesuchspflicht und mit häuslichem Lernen.
Ab Osterferien 2022 erfolgte nach zwei Jahren die
Rückkehr zum Normalbetrieb mit angepassten Hygienemaßnahmen.